Konzept: Sand-Urkraft-Werke als Lebenserfahrung

1. Hintergrund
Wichtig für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sind sinnliche Erfahrungen. Die aktive Auseinandersetzung mit Musik, bildender Kunst, Theater, Tanz, Literatur, Film und neuen Medien ist eine Grundvoraussetzung um selbst kreativ und verantwortungsbewusst handeln zu können.
Keine anderen Einrichtungen erreichen so viele junge Menschen wie die Schulen und Jugendzentren.
Jede zeitgemäße Schule und Jugendeinrichtung braucht externe Partner / innen, um lebensnahes Lernen zu ermöglichen. Die komplexen Bildungs- und Erziehungsaufgaben sind nur kooperativ von Schulen / Jugendzentren und anderen Akteuren gemeinsam zu erfüllen. Diese ergänzen den Unterricht und das Freizeitangebot oder verbinden sich idealerweise damit.


2. Ziele
Das Hauptziel besteht in der Vermittlung von Harmonie durch Symmetrie.
Die Projektteilnehmer / innen lernen alltägliche Objekte und Situationen in verschiedenen Dimensionen und unter diversen Blickwinkeln zu betrachten, innerhalb eines Projekts zusammen zu arbeiten und ein gemeinsames Ziel auszuarbeiten. Weiterhin lernen die Kinder und Jugendlichen Techniken der Erfahrung und eventuelle Kommunikations- probleme zu lösen.
Durch eine Projektarbeit mit Künstler / innen erhalten die Teilnehmer die Möglichkeit praktische kulturelle Kompetenzen zu erwerben, im Unterricht und in der Freizeit individuelle Ausdrucksformen zu finden, um aus der Welt der inneren Vorstellungen, Anschauungen und Bilder herauszutreten und diese – auch nonverbal – zu kommunizieren.


3. Ablauf / Zeitplan
3.1. Einführung in grundlegende Formen
Aus unserer Erfahrung in der kreativen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wissen wir, wie wichtig dabei das spielerische Element ist. Ein Spiel wird helfen, alle Beteiligten auf eine konzentrierte Arbeit einzustellen.
Die eigentliche Aufgabe für die Teilnehmer unseres Projekts leitet sich dann auch von dem Anfangsspiel und dem Spaß gemeinsamen Erschaffens, den die Kinder und Jugendlichen dabei entdecken werden, ab.
Es erfolgt eine Einführung in die grundlegenden Muster, mit denen gearbeitet wird. Dabei möchten wir den Kindern und Jugendlichen verdeutlichen, dass diese Grundmuster überall im Leben wiederkehrende Formen darstellen (z.B. Blumen, Wasserkristalle usw.), die, wenn sie mit offenen Augen in die Welt schauen überall zu entdecken sind.
Um dieses zu erreichen, werden wir Bilder und praktische Beispiele anschaulich darstellen.

3.2. Erarbeitung eines Grundgerüstes
Die von uns dargestellten theoretischen Grundkenntnisse sollen nun in konkreten Produkten sichtbar und greifbar gemacht werden.
Jeder Teilnehmer erhält nun die Möglichkeit ein Urkraft-Werk zu konstruieren und mit Hilfe von Farben oder Naturmaterialien (z.B. Blätter) zu gestalten. Die Aufgaben werden so entwickelt bzw. gestellt, dass sie subjektbezogen und selbstbestimmt bearbeitet werden können, so das sinnliche Erfahrungen beim künstlerisch – ästhetischen Lernen eine besondere Bedeutung erlangen. Künstlerisch bedeutet hierbei, dass sich die Kinder und Jugendlichen bestimmte Herangehensweisen aneignen, wie sie (auch) Kunstschaffenden eigen sind (z.B. Intuition, Imagination).
Die individuellen Muster werden nun gemeinsam in ein Ganzes integriert, wobei bestimmte wiederkehrende Elemente aufgegriffen und in einem Bild vereint werden, in dem sich dann jeder Einzelne wiederfinden kann.
Eine kurze Einführung in die Welt von Licht und Schatten werden einzelne Segmente noch mehr zur Geltung kommen lassen und den Kindern verdeutlichen, mit welch einfachen Mitteln große Wirkung erzielt werden kann.
Weiterhin wird eine Spielidee entwickelt. Ausgehend vom Anfangsspiel wird ein bestimmtes Thema aufgegriffen, welches dann bearbeitet wird (z.B. „Mensch ärgere Dich nicht“ zum Thema: Wut, Aggression).
Der nächste Schritt besteht in der Auseinandersetzung damit, wie das entstandene Bild nun auf einen großen Maßstab projiziert werden kann. Hierzu werden wir Techniken vermitteln, die zeigen wie dieses durch einfachste Mittel umgesetzt wird.

3.3. Das Sand-Urkraft-Werk
Selten haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, mit einem großen Bildformat zu experimentieren. Das Sand-Urkraft-Werk soll am Ende einen Durchmesser von ca. 6 -12 Metern haben. Die Kinder und Jugendlichen bekommen dadurch ein ganz anderes 'Malgefühl', weil sie mit ihrem ganzen Körper im Einsatz sind. So werden sie sowohl ihrer Fantasie freien Lauf lassen, als sich auch aktiv - aber kontrolliert – körperlich betätigen, eine dem Kunstschaffenden eigene und für Kinder und Jugendliche sehr wichtige Kombination.
In diesem Projektabschnitt wird das Bild in den großen Maßstab übertragen und somit das Gelernte praktisch angewendet.
Als nächstes werden wir den Sand, welcher der Erde in seiner reinen Form entnommen wurde, streuen und somit das eigentliche Urkraft-Werk entstehen lassen, Hierbei entdecken die Projektteilnehmer die Farbenvielfalt und somit die optische Wirkung die natürlicher Sand haben kann. Dabei werden bestimmte Punkte fixiert, die als Orientierung für das 'Spiel im Bild' dienen. Dem Thema des Spiels wird in dieser Phase besondere Bedeutung beigemessen und immer wieder darauf aufmerksam gemacht.
Ab diesem Zeitpunkt wird die Kunstaktion aus verschiedensten Perspektiven fotografiert und dokumentieren. Entstandene Bilder und Filme ermöglichen, sich zukünftig an diese 'kulturelle Erfahrung' als Teil der eigenen Biografie zu erinnern. Sie erhöhen den individuellen Wert des Projekts für jedes Kind und Jugendlichen, sie stärken die persönlichen Beziehungen zum Erlebten, die Projektteilnehmer werden dadurch selbst zum kulturellen Produkt und sie fördern den Zusammenhang von Wahrnehmung, Inspiration und eigenem Ausdruck.
Nun wird das Sand-Urkraft-Werk fertig gestreut, um dann gemeinsam darin zu spielen. Diese Abschlusspräsentation wird, wenn es möglich ist, in einem öffentlichen Raum stattfinden, d.h. die Schule / Jugendeinrichtung steht für Eltern, Verwandte und Interessierte offen.
Während wir spielen wird sich das Bild ständig verändern, um am Ende als solches nicht mehr existent zu sein. Dieses versinnbildlicht die Vergänglichkeit aller Dinge und den ständigen Wandel.


4. Das Produkt
Im Gruppenverband lernen die Kinder und Jugendlichen eine neue Form der Auseinandersetzung mit Kunst und sich selbst kennen. Der persönliche Kontakt öffnet den Schülern / innen einen Zugang zu neuen Räumen. Hier erleben sie, dass Kunst udn Kultur keine abstrakten, fernen Sachen für Erwachsene sind.
In ihrer Gruppe wird ihnen ein neues, kulturelles Terrain vertraut. Sie erleben, dass sie in dieser Welt willkommen sind und was Kunst ihnen bieten kann.Das Projekt will zwischen Schülern / Jugendlichen und Kultur initiieren, so dass die Beteiligten in neue Dinge hineinschnuppern können, um sich neue Lebenswelten anzueignen.


5. Zielgruppe – Schule / Jugendzentrum
Die Weichen dafür, ob und welche kulturellen Angebote Menschen nutzen, werden früh gestellt. Wenn Kinder ins Erwachsenenalter eintreten, sind ihre kulturellen Gewohnheiten bereits stark geprägt.
Kinder und Jugendlichen im Alter von 8 – 20 Jahren soll mit dem Projekt eine Möglichkeit geboten werden, Kultur kennenzulernen. Kulturelle Angebote wahrzunehmen und / oder sie mit zu gestalten heißt, am öffentlichen Leben teilzuhaben und von den genannten Effekten zu profitieren.


6. Was haben die Kinder und Jugendlichen davon
Kreativität bildet den ganzen Menschen. Sie fördert Identität und soziale Zugehörigkeit, Wahrnehmung und Differenzierung und macht fit fürs Leben; denn:
- Kreativität macht klug:
Sie befähigt Kinder und Jugendliche, all ihre Sinne spontan und reflektiert zu nutzen. So verbindet sie Handeln, Denken und Fühlen.
- Kreativität macht Kinder und Jugendliche sensibel:
Sie stärkt die Wahrnehmung für Untertöne, Harmonien und Dissonanzen, für Ursache und Wirkung, Strukturen und Details
- Kreativität fördert Verständigung:
Sie zeigt, dass jenseits von falsch und richtig meist viele Perspektiven und Deutungen möglich sind.
- Kreativität befähigt zu Visionen:
Sie regt dazu an, Unmögliches zu denken, Neues auszuprobieren, Altes zu transformieren, Perspektiven zu schaffen und Phantasie Realität werden zu lassen.
- Kreativität drückt aus, was in einem steckt:
Sie übt Menschen darin, dem was sie denken, fühlen und ahnen, Ausdruck zu verleihen.